Helfer auf 4 Pfoten

Casey Hope von Klein Manhattan - erste und bisher einzige Wolfsspitzhündin im Einsatz für die Aktion Helfer auf 4 Pfoten

Sehr früh begann ich mit Casey auf Ausstellungen zu gehen; u.a. auch im September 2009 in Leipzig.

Dort lernte ich das erste mal die Aktion „Helfer auf 4 Pfoten“ an ihrem Stand kennen und informierte mich. Schnell war ich begeistert von deren Arbeit und fragte, ob es auch für meine Hunde möglich wäre daran teilzunehmen. Man nannte uns die Koordinatorin Petra Giebisch aus Dortmund und meinte, wir sollten im Oktober 2009 auf der Bundessiegerausstellung uns nochmals dort am Infostand beraten lassen.

 Also hieß es für uns im Oktober 2009 auf zur Bundessiegerausstellung; auf in die Halle 4 zum Stand „Helfer auf 4 Pfoten“. Jeder, der schon einmal in Dortmund mit Hund zur Ausstellung war und dabei die Halle 4 aufsuchte, weiß, was dort für eine Lautstärke und ein Geschiebe und Gedränge herrscht.

Wir – Banja (meine Veteranenwolfsspitzhündin), Casey und ich – mussten da durch, fanden den Stand und unterhielten uns mit Frau Giebisch. Ihr fiel sofort die Wesensstärke meiner Hunde auf, die ganz gelassen dort lagen, völlig unbeeindruckt vom Krach und den vielen Menschen um sie herum.

Frau Giebisch erklärte mir, dass nur Hunde bis 8 Jahren teilnehmen könnten. Für Banja kam die Ausbildung also nicht in Frage.

Wie aber sieht die Ausbildung für einen „Helfer auf 4 Pfoten“ nun genau aus, fragten wir uns. Zwei Ausbildungsschwerpunkte waren zu absolvieren

Bundesbegleithunde Prüfung BH, bzw. Team Test
Eignungstest

Hm dachte ich, das könnten Casey und ich schaffen. Da ich mit Casey hier in Dortmund bereits in einer dem DVG angeschlossenen Hundeschule war, sprach ich mit meiner damaligen Trainerin Nicole darüber. Ihre Meinung war mir wichtig, denn sie hatte die Erfahrung und kannte uns genau. Sie meinte nur:

Casey Hope von Klein Manhattan

Zuchtbuchnummer: VDH/DSp 79999
geworfen am: 23.05.2008
Vater: Devil vom Kreigenfeld
Mutter: Nelly´s SoleilAimèe
Züchter: Torsten Blau

“Ja, das schafft Casey!!!”

Schnell war die Entscheidung getroffen:

„Wir wollten dabei sein!!!“ 
 
Von nun an hieß es jeden Dienstag für uns: „Üben, Üben und nochmals Üben!!!“ Nein, langweilig war das nicht, denn immer Neues stand auf dem Stundenplan.

Ich will jetzt nicht mit den Details der Begleithundeausbildung langweilen. Nur so viel: Sitz, Platz, Steh, Ablage, Abrufen und noch einige andere Übungen und Befehle wurden mit und später ohne Leine auf dem Hundeplatz geübt.

Als das gelernt war, ging es hinaus auf die Straße. Hier musste Casey zeigen, was sie konnte: Sitz an der Bordsteinkante, Kontakt mit anderen Hunden, Weggehen des Hundeführers, Betreten eines Geschäftes – waren einige der Aufgaben die jetzt zu meistern waren. Dabei kommt dem Spitz und besonders meiner Casey, die der Rasse angeborene Aufmerksamkeit sehr zu gute.

Wie bei jeder Ausbildung stand auch hier zum Schluss eine Prüfung an und wenn der Hundeführer nicht sooooooo nervös wäre, hätten wir eine Chance.

Und ja, wir bestanden und konnten jubeln: „Hurra, Hurra, Hurra!“

Mehr noch – Casey und ich hatten am 24.10.2009 den TeamTest mit „Vorzüglich “ bestanden und er Leistungsrichter meinte noch dazu, dass Casey einen sehr hohen Ausbildungsstand hätte. Hach was war ich stolz wie Bolle!

Damit war die erste Hürde genommen. Doch wie ging es weiter? Welche Aufgaben waren im Eignungstest zu meistern, und wie würden wir uns anstellen? Im Frühjahr 2010 war es dann so weit. Wir meldeten uns an. In der Zwischenzeit hatte ich auch Lara, eine weitere Wolfsspitzhündin bekommen. Sie nahm ich gleich mit

Helfer auf 4 Pfoten

Die Ziele unserer Aktion:

  • Kindern helfen, sicherer im Umgang mit Hunden zu werden 
  • bestimmte Situationen, in die Kinder mit Hunden kommen, konkret zu üben und so mögliche Ängste abzubauen 
  • die Hundesprache und die Möglichkeit der Komminikation mit dem Hund zu erläutern 
  • die Verantwortung deutlich zu machen, die der Mensch für den Hund übernimmt 
  • durch das gemeinsame Kennenlernen des Hundes den Umgang der Kindern untereinander verbessern 
  • die persönliche Entwicklung der Kinder fördern durch das Verständnis für das Lebewesen Hund

weitere Infos unter
www.helfer-auf-vier-pfoten.de

In viele unterschiedliche Situationen wird ein „Helfer auf 4 Pfoten“ kommen. Der Kindergarten ist anders als die Grundschule und das Seniorenheim unterscheidet sich wiederum deutlich. Überall muss Casey ruhig, gelassen und ausgeglichen bleiben. Sie wird in Situationen kommen, die andere Hunde niemals kennen lernen. Um das zu lernen waren insgesamt 10 Übungsstunden hierfür angesetzt. Ich war gespannt und fieberte dem ersten Mal entgegen.

Die Situation im Seniorenheim war Thema der beiden ersten Übungsstunden. Dabei stellte sich der Rollator als problemlos dar. Hier musste sie auch nur nebenher laufen. Nur als ein Proband mit dem Rollator stürzte, war sie erschrocken. Mit Unterstützung von Leckerchen lernte sie die Situation besser kennen und zu akzeptieren. Der Rollstuhl war schon eher Furcht einflößend. Erst als ich mich selbst reinsetzte, wusste sie, dass von diesem Gerät keine Gefahr ausging. Das Leckerchen kam dieses Mal von mir, noch während ich im Rollstuhl saß. Hmmm die Rollstuhlfahrer wurden ihr so langsam sympathisch.

In den nächsten Übungsstunden waren Kindergruppen unterschiedlichen Alters anwesend. Das bedeutete: „Es wurde laut!“ Wer sich einen Pausenhof vorstellen kann weiß, wie es hier manchmal zugeht. Diese Situation darf für einen „Helfer auf 4 Pfoten“ kein Problem darstellen.

Und daher hieß es wieder: „Üben, Üben und immer wieder Üben.“  Die Kinder kamen laut pöbelnd auf uns zu. Casey musste Ruhe bewahren – gar kein Problem. Dann kamen Kinder unvermittelt auf Casey zu und wollten sie umarmen. Nein, das wollte sie nicht und zog sich zurück aber sie behielt die Ruhe.

Den Kindern konnte ich nun erklären, wie man richtig auf einen Hund zugeht. Auch als wir Ball spielenden Kindern begegneten blieb Casey cool und schaute nur zu. Aber am Schwanz ziehen lassen wollte sie sich nicht und knuffen lassen auch nicht. Da hat sie leicht gegrummelt. Doch ein paar Leckerchen machten auch solche Situationen erträglich.

Da Casey ja nicht nur in Schulen, sondern auch in Kitas gehen sollte, musste sie lernen von fremden Kindern gestreichelt und umarmt zu werden. Doch auch den Kindern musste ich zeigen, wie man richtig auf einen fremden Hund zugeht. Gar keine leichte Aufgabe. Aber schließlich wollten wir für unsere zukünftigen Aufgaben auch gerüstet sein.

 

Was aber passiert, wenn ein Erwachsener sich schreiend auf mich stürzt und mich angreift? Eine heikle Situation, da die meisten Hunde instinktiv ihr Frauchen oder Herrchen beschützen wollen. Sie hier abzurufen und zu stoppen war schwierig, aber auch das meisterten wir, von Leckerchen unterstützt, zum Schluss.

Diese Übungen wiederholten wir immer wieder – mit anderen Probanden und an unterschiedlichen Plätzen. Casey durfte nicht den Eindruck gewinnen, dass sie nur unter bestimmten Umständen so lässig reagieren sollte. So musste sie immer sein. Das war das Ziel der Ausbildung.

Als nächstes ging es darum Casey in die Schnauze zu schauen. Wer hier auf Ausstellungen einmal beobachtet hat, wie schwierig es für manche Hunde ist, das über sich ergehen zu lassen, kann ermessen, wie stolz ich war, dass Casey hiermit keine Probleme hatte.

Doch das war erst die Vorübung zu Königsdisziplin. Sie musste es zulassen, dass fremde Menschen ihr das Lieblingsspielzeug oder ihr Lieblingsleckerli aus der Schnauze nahmen. Nein, das gefiel meiner Casey nun gar nicht. Ihr Spielzeug abgeben? Kam doch gar nicht in Frage!!! Viele Probanden mussten herhalten und es versuchen. Jeder hatte andere Strategien, doch eigentlich erreichte keiner sein Ziel.
Schließlich gab ich den Tipp, es mit dem Befehl „Aus“ zu versuchen oder aber Casey einen Tausch anzubieten. Ich gebe es zu: „Der Tausch war Casey vieeeel lieber!“

Unsere Prüfung sollte im Juni 2010 stattfinden. Mensch, war ich nervös!!! „Hoffentlich meistert meine Casey den Test!“ geisterte es in meinem Kopf. 4 Stunden waren für die Abschlussprüfung angesetzt und wurde erneut mit einer fremden Kindergruppe durchgeführt. Alles sollte so authentisch wie möglich sein. Dabei sollte der Prüfer, ein externer Tierarzt, alles Gelernte abrufen. Hoffentlich würde alles gut gehen! Hoffentlich hatten wir keinen schwarzen Tag erwischt. Hoffentlich … Doch wir mussten hier durch.

Schließlich war es geschafft und was soll ich sagen? Ja, wir hatten mit Bravour bestanden. Der Prüfer und Tierarzt sagte noch zu mir: „Sie können stolz auf Casey sein. Sie ist ein fantastischer Hund, dem sie voll vertrauen können. Ich kenne Wolfsspitze vom Land her, aber Casey ist eine Traumhündin, die Ihren Weg bei „Helfer auf 4 Pfoten“ meistern wird.“ Das war Balsam für meine Seele. Gott was war ich stolz und glücklich über meine Motte Casey.

Bei allen Vorbereitungen – außer am Prüfungstag – war meine Schnecke Lara mit dabei und lernte alles gleich mit. Sie wird im April 2012 ihren Team Test ablegen und im Frühsommer zum Eignungstest antreten. Da werden meine Nerven wieder blank liegen. Hoffentlich merkt meine Schnecke es nicht.

Noch aber ist

Casey Hope von Klein Manhattan
die erste und bisher einzige Wolfsspitzhündin,
die zertifiziert ist und sich auch offiziell
„Helfer auf 4 Pfoten“
nennen darf

Hurra, Hurra, Hurra!!!

Wir hatten es also geschafft. Aber was kommt jetzt?

Seit Sommer 2010 sind wir im Einsatz und erklären bisher Kindern den richtigen Umgang mit dem Hund und lehren sie die „12 Regeln im Umgang mit dem Hund“.

Wie läuft denn ein solcher Einsatz ab, und wie kann man uns anfordern?

Es gibt bundesweit Koordinatoren, die Anfragen annehmen, bearbeiten und an die Teams vor Ort weitergeben. Die meisten Einsätze finden morgens statt. Daher ist nicht nur Spaß und Freude an der Aufgabe gefragt, sondern es muss auch die Zeit zur Teilnahme vorhanden sein. Die einzelnen Einsätze umfassen 1 Stunde pro Woche und dauern 3 – 4 Wochen. Zur Zeit sind wir in einer Dortmunder Grundschule mit 3 Klassen des 3. Schuljahres. Für uns heißt das, dass wir für drei Wochen jeweils Dienstag, Mittwoch und Donnerstag für eine Schulstunde eine Klasse aufsuchen.

Die erste Stunde dient dem Kennenlernen. Nachdem wir uns vorgestellt haben, ist meist sehr schnell das Eis gebrochen und es gibt Fragen in Hülle und Fülle: „Wie alt ist Casey? Muss Casey auch in die Wanne, um gewaschen zu werden? Lebt sie alleine?“ Als nächstes versuche ich zu erklären, wie man sich einem Hund nähert. Dabei wird immer vergessen, dass man als erstes den Besitzer fragen muss, ob man den Hund streicheln darf, wobei das soooo wichtig ist. Wie der Kontakt zum Hund aufgenommen wird, nämlich durch das Hinhalten der Hand, wissen dagegen die meisten Kinder. Nach der Theorie die Praxis. Jedes Kind darf Casey anfassen. Aber natürlich müssen sie zuerst fragen. Leckerchen geben will auch gelernt sein. Das mach den Kindern, aber noch mehr meiner Casey Spaß. Wie im Fluge vergeht die Stunde und fast alle Kinder sind traurig, wenn die Pausenglocke ertönt.

 

In der zweiten Stunde geht es zumeist nach draußen – zumindest wenn das Wetter es zulässt. Dann ist Action angesagt. Die Kinder können mit Casey an der Leine um die Wette laufen. Sie können Tunnel bauen und mit ihr hindurch kriechen. Aus Leerrohren werden Hindernisse errichtet, über die sie dann gemeinsam mit Casey springen können. Leckerchen verstecken, die Casey danach suchen muss, ist ebenfalls ein beliebtes Spiel.

Doch Achtung: „Alles was der Hund an Leckerchen bekommt, muss von der täglichen Fressensration abgezogen werden. Sonst werden aus unseren Hunden bald Rollmöpse!

Bei der letzten Stunde geht es darum. das Erlernte zu festigen. Meist brennen den Kindern noch viele Fragen unter den Nägeln, die es zu beantworten gilt. Ganz wichtig ist es auch, die Lehrer immer einzubeziehen. Zum Schluss bekommt jede Schulklasse ein Poster ihrer Casey geschenkt – als Erinnerung an drei aufregende Schulstunden.

Das Alles ist natürlich kostenlos für die Schulen und Kitas und Geldspenden nehmen wir sowieso nicht an. Aber über Leckerchen, selbstgemalte Bilder oder Dankesbriefe mit Bildern freuen wir uns natürlich ganz besonders.

Uns machen die Einsätze jedenfalls einen riesen Spaß. Danach ist Casey aber auch müde. Richtig anstrengend ist es für sie und darum ist am nächsten Tag erst einmal Pause angesagt.

Ab Mai 2012 wird Casey auch noch ein Seniorenzentrum in Lünen-Brambauer besuchen, um auch dort die Bewohner zu erfreuen und deren Alltag ein wenig abwechslungsreicher gestalten. Bald ist auch Lara mit der Ausbildung fertig und kann mit. Damit nichts in Vergessenheit gerät, müssen alle „Helfer auf 4 Pfoten“ ihre Prüfung alle 2 Jahre wiederholen.

Warten wir ab, welche Einsätze wir 2012 erleben dürfen.

Artikel: Kinder kamen auf den Hund

Datum: 22.07.2010
Zeitung: Werl

Diese Karte bekommen die Kinder einzeln in die

Hand nach den jeweiligen Einsätzen, als

Andenken an „IHRE“ Casey 🙂